Ganz so ist es nicht... (TTT-Technik, Tipps und Tricks)
Als Antwort auf: Re: Qualität in der Automobilindustrie und "Deutsche Autos" von Dr. Frank am 19. September 2002 01:49:14:
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Hi Frank,
ganz so, wie von Dir dargestellt, ist es nicht. Verfahren wie DIN-ISO Zertifizierungen oder die QS 9000 dokumentieren nur die Tatsache, dass alle Voraussetzungen für ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem vorhanden sind. Dazu gehört die lückenlose Dokumentation aller Prozesse bei der Herstellung, die korrekte Dokumentenverwaltung etc. Aber:
1. Sie garantieren in keinster (!!!!!) Weise, dass das auch tagtäglich in die Praxis umgesetzt wird.
2. Die Qualität wird in der Mehrzahl durch vorgegebene Kontrollen des Zulieferers sichergestellt, die er in eigener Verantwortung durchführt. Nur punktuell meldet sich ein Abnehmer zum Audit an und kontrolliert selber, ob seine Vorgaben auch eingehalten worden sind.
3. Die Qualität hängt von den vorgegebenen Toleranzen des Abnehmers ab. Je enger die Toleranzen sind, umso eher fallen Teile bei Qualitätskontrollen auf, umso teurer sind die Teile dann aber auch.
4. Unterschiedliche Abnehmer beziehen aus Preisgründen vom gleichen Hersteller qualitativ unterschiedliche Ware. Das fängt schon bei Glühlampen an.
Früher haben die Automobilhersteller durchweg selber kontrolliert. Da kam die angelieferte Ware erst einmal in ein Sperrlager, wurde stichprobenartig gemessen und wurden nach Freigabe dem Produktionsprozess zugeführt.
Heute passiert es immer wieder, dass durch die vorgelagerte Qualitätsprüfung außerhalb des Herstellers Mängel erst beim (fast) fertigen Produkt auftreten. Ich kann mich an einen Fall erinnern, wo ich bei einem Termin bei einem Bremsenhersteller auf eine Gitterbox mit komplett montierten Bremsen gestoßen bin, die einen dicken roten Sperrzettel trugen. Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass zufällig!!!! einem Werker ein Bremsbelag auf den Boden gefallen ist, wobei sich der Belag von der Trägerplatte löste. Tja, nun waren aber schon komplette 200 Bremsen montiert, ohne das das vorher jemand aufgefallen wäre. Also, die komplette Ware zurückhalten. Im schlimmsten Fall wären die Bremsen ins Fahrzeug eingebaut worden, und der Endkunde hätte es gemerkt.
So was passiert immer wieder und immer häufiger. Daher auch die drastisch gestiegene Zahl von Rückrufen.
Aber so lange das aktuelle Verfahren bei der Qualitätssischerung günstiger ist, als die früher praktizierten Sperrlager, wird daran festgehalten. Und das auf dem Rücken der Kunden.
Wie gesagt, Du kannst als Automobilhersteller A, B, oder C-Qualität einkaufen. Die Frage ist, was darf es kosten, und nicht, ob jemand nach QS 9000 zertifiziert ist.
Gruß
Peter
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