Erfahrungen mit Dielectric-Box/Schlafen im Kangoo (TTT-Technik, Tipps und Tricks)
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In Befürchtung norwegischen Dauerregens und mangelndem Interesse, den im klammen Zelt zu verbringen, entschied ich mich, mir die Dielectric-Box zusammenzuzimmern.
Als Holz habe ich Birke-Multiplex aus dem Baumarkt verwendet, was mich 101 Euro gekostet hat (OBI). Man kann es aber auch bedeutend preiswerter gestalten, wenn man die genauso tauglichen MDF-Platten nimmt, die es allerdings nicht in allen erforderlichen Dicken gibt. Aber "Mischbeholzung" ist ja ebenso möglich.
Der Aufbau ist aufgrund des Bauplanes nicht schwer und das sagt ein nicht gerade geborener Tischler. Wenn es mal auf den mm nicht genau hinhaut, ist das bei Holz nicht ganz so problematisch. Bei der Breite aufpassen, die ist mit 1,168m angegeben, gilt aber ohne Radkastenschutz. Da ich selbigen habe, bekam meine Box eine Breite von 1,14m. Da paßt sie exakt rein (aber bitte individuell ausmessen) und lag durch eine untergelegte Antirutschmatte bombenfest. Zum zeitlichen Umfang des Baus kann ich nur schwerlich was sagen, da ich das Holz öfter zwischen Garage und Keller hin- und hertragen mußte (kein Strom in Garage). Ein Nachmittag müßte aber ausreichen. Noch schneller geht es, wenn man auf einige Zusatzfunktionen wie Tisch und Bank verzichtet, weil da die ganzen Stichsägearbeiten entfallen. Dazu später nochmal etwas. Insgesamt dauert es aber schon ein paar Tage, wenn man den Anstrich mit einbezieht (streichen, trocknen lassen, zweiter Anstrich, wenden usw.). Trotz Anstrich ist jedoch mit Gebrauchsspuren zu rechnen im rauhen Campingalltag (Kratzer)! Hat mich aber nicht gestört.
Für einen längeren Urlaub mit entsprechend Gepäck empfehle ich auf jeden fall, die Rückbank und deren Befestigungen rauszubauen. Ich habe die mit meinen 1,66m sogar alleine rausgewuchtet, ohne Schäden zu hinterlassen. Es könnte sonst passieren, daß man bei der Schlaffunktion nicht weiß, wohin mit den Taschen (sind übrigens in dem Fall praktischer als Rucksäcke: sind flacher und man kommt leichter an seine Klamotten).
Wie hat sie sich nun bewährt? Ich wollte es erst auch nicht glauben, so mit Hängebefestigung, aber es funktioniert wirklich und das ausgezeichnet! Wichtig ist, die Seile richtig straff zu machen (geht am besten zu zweit), da hält das schon. Wer ganz sicher gehen will, sollte sich etwas dickere Seile aus dem Baumarkt holen. Bei mir ist das ganze noch durch eine Mittelarmlehne gesichert.
Ganz wichtig: die mitgelieferten Schraubenösen sind zu kurz (davon werde ich die Fa. auch informieren, greifen zu wenig in das Gewinde, was zum Abriß führen kann. Darum längere kaufen (ist klar, wo), die dann unten etwas rausgucken, 'ne Mutter dran und dann klappt das. So war es auch kein Problem, kurzzeitig vorne auf dem dünnen Brett zu sitzen und z.B. das Radio zu bedienen. Wie hoch das "Maximalgewicht" sein darf, kann ich nicht sagen, unsere zusammen 130kg haben der Kiste jedenfalls keine Probleme bereitet. Und solange die Leidenschaft im normalen mitteleuropäischen Rahmen bleibt...
Für die Länge sollte man bei Nutzung zu zweit nicht größer als 1,90m sein. Die Breite ist für Durchschnittsbürger okay, ist halt 'n Kangoo. Klar, ist nicht wie im heimischen Doppelbett, aber zwei Isomaten passen bequem nebeinander, man schläft, ohne sich ständig anzustoßen (es sei denn, einer sieht aus wie Ottfried Fischer). Das Raumgefühl kann man etwas erhöhen (nach oben dürfte sich aber keiner beengt fühlen), wenn man die hinteren Lautsprecherablagen rausbaut. Andererseits sind das prima "Nachttische"!
Zur Belüftung haben wir die Heckklappe genutzt, meist leicht angeklappt. Um ein evtl. zuknallen zu verhindern, haben wir ein paar Schuhe auf die Stoßstange gestellt. Evtl. über ein Mückennetz nachdenken. Man kann die Lüftung auch anders regeln, z.B. mit der Schiebetür, aber das muß jeder selbst mit seinem individuellen Sicherheitsgefühl vor Ort abklären. Nicht jede Gegend läßt offene Türen zu. Andererseits kann es schnell zu warm werden, da die Klappfenster nicht gerade viel bringen.
Die Dielectric ist ja multifunktionell. Allerdings würde ich empfehlen, nur die Liegefunktion zu nutzen, das ist ihre eigentliche Stärke. Tisch usw. sind gut gemeint, aber immer das Gepäck umladen, Bretter raus, zusammenbauen, wieder auseinander usw. Lieber Campinghocker und -tisch so mitnehmen. Man kann auch wunderbar so unter der Heckklappe sitzen und an der Box kochen und essen. Außerdem spart man sich sehr viel Arbeit, die etwas mehr Geschick und Zeit braucht (45-Grad-Bohrungen, Stichsägearbeiten). Und besonders stabil ist die Tischfunktion wirklich nicht, ziemlich wacklig. Welche Campingwiese hat schon die exakten Gardemaße eines deutschen Reihenhausvorgartens?
Schade ist, daß man mit aufgebauter Liegefunktion nicht mehr fahren kann, ist eben kein T4. Ich habe mir darum für "Single-Nächte" noch ein 63cm-Brett zurechtgebaut, wofür nur der Beifahrersitz verstellt werden muß.
Summa summarum eine sehr empfehlenswerte Sache. Bedeutend billiger als Multifun oder Gentil und läßt auch noch volles Gepäck zu (bei uns 5 Klappboxen, 4 Reisetaschen, Schlafsäcke etc.). Den Preis von 90 Euro finde ich okay. Man bekommt die Metallteile und halt die Idee dafür, kann somit gleich losbauen ohne erstmal viel Energie über das "Wie" zu verschwenden. Übrigens gibt es auch eine gute Anleitung von Jan hier im Netz, der hat sich was ähnliches ausgedacht. Aber ob es viel billiger wird? Ein richtiges Wohnmobil ist der Kangoo zwar damit noch nicht, aber man wird unterwegs mehr als einmal respektvoll angesprochen, was denn das für eine tolle Konstruktion sei.
Gut, war 'ne ganze Menge. Konkrete weitere Fragen einfach ins Forum stellen, beantworte ich natürlich gerne.
Erholsame Nächte und Gute Fahrt!
Kay (amazonasgrün)
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