Kangoo Adieu... 1 (Plauderei)
Hallo, allerseits.
Tja, nach ziemlich genau vier Jahren ist mal das eingetreten, was ich bis jetzt nicht gedacht hatte: der Kangoo, mein guter Gaston, geht in den Ruhestand. Nein, er wird nicht verkauft. Aber ich werde ihn nur noch selten fahren, z.B. auf langen Touren nach Frankreich oder mal ein Wochenende mit mal eben 1000 km. Sonst wird mein Schwesterherz ihn übernehmen, sie macht bald ihren Führerschein. Sonst steht er noch für alle Transportaufgaben im Haushalt an, Müllhalde, IKEA etc.
Ich habe mir ein anderes Auto zugelegt. Nachdem ich schon seit Beginn des Französischunterrichts und meinem ersten Frankreichaufenthalt davon träume, habe ich mir jetzt einen Citroën 2CV gekauft, eine Ente, von den Franzosen liebevoll „Deuche“ oder Deudeuche genannt (Dösch, Dödösch). Ich habe vor zwei Jahren ein Praktikum in einer Werkstatt gemacht und habe nun dort den 2CV gekauft. Mehr als drei Wochen habe ich von morgens 8 bis nachmittags um 5 rumgeschraubt, mit einer Kaffeepause von 10 Uhr bis 10.30 Uhr. Der komplette Boden vorne war von Rost und Pfusch zerstört, Schweller mussten erneuert werden, ebenso Teile des hinteren Kotflügels innen. Der Lack ist runtergekommen, aber zu retten. Vallelunga-rot, ebenso das Dach. Gebaut wurde sie am 25. November 1987 und hat 28 PS. Das heißt, derzeit eher 16, wie ältere Modelle und läuft so ca. 90 km/h, ich muss die Vergaserdüsen erst noch freibekommen. Aber das Fahrerlebnis ist unbeschreiblich: langsam, aber völlig ausreichend. Unglaublich, wie langsam dieses Auto ist, aber es reicht. Man braucht ein bisschen länger, aber es reicht doch! Die Bremsen, ohne Bremskraftverstärker, sind kräftig (vorne innenliegende Scheibenbremsen, vom Lüfterrotor mit Kühlluft versorgt), die Lenkung direkt und die Schaltung zackig. Das Auto schaukelt, liegt aber, wie ich es selten von einem anderen gesehen habe. Vorgestern bei starkem Schneefall, mit den neuen Sommerreifen, lief sie immer noch wie auf Schienen, während die Daimler-Taxen echte Schwierigkeiten hatten, von der Ampel wegzukommen, einfach unglaublich! Sie geht zwar mit dem Heck auch mal rum, aber mit 600 kg lässt sie sich spielend beherrschen. Beeindrucken: die Federung! Das muss man mal erlebt haben: zwar schaukelt sie permanent, aber KEIN EINZIGER Schlag dringt durch, der kleinste Rest wird von den Sitzen (Leinenbahn an Gummibändern aufgehängt) abgefangen. Heute bin ich damit über Feldwege gedüst, selbst im Kangoo hätte man gebremst, weil die Schläge zu heftig gewesen wären. Durch die Ausgleichsfederung, wie Citroën es so nett beschrieben hat, wird tatsächlich jede Verwerfung platt gemacht. Dann bin ich nochmal waghalsig über einen Acker gebrettert, denn die Ente ist ja als Bauernauto gedacht. 20 cm tiefe Furche, 20 cm hohe Stoppeln, Matsch, Lehm, Schnee. Zweiter Gang, Vollgas. Dann erster Gang, Vollgas. Ich wollte zwar nicht anhalten, denn dann kann sich auch eine Ente festfahren, aber die hat sich da gnadenlos durchgewühlt. Sowas habe ich noch nie in meinem Leben (21 Jahre) gesehen! Und ohne, dass man irgendetwas vom Terrain mitbekommen hat. Klar, sie hat auch ganz, ganz viele Nachteile. Sicherheit ignoriere ich großzügig. Kopfstützen habe ich nachgerüstet, der Rest ist mir völlig egal. Wenn was ist: Pech gehabt. Der Scheibenwische: an oder aus, mehr Wahl gibt es nicht. Lustig: das Wischwasser wird über eine kleine Handpumpe („Seifenspender“) auf die Scheibe gesprüht. Praktisch: die Frontscheibe ist mini-klein, es gibt wenig zu kratzen. Die Heizung ist schwach, was den Innenraum anbetrifft. Allerdings frieren die Füße gerade nicht ab und – was mich wundert – der Defroster klappt 1000 mal besser, als im Kangoo. Bei – 8°C kommt nach 2 Minuten warme (!) Luft raus und die Scheibe ist nach einer Minute Frei. Da kämpfe ich beim Kangoo selbst mit Klima und Umluft noch. Um gegen das Gerücht abzugehen, dass die Lüftung im Stand nicht arbeitet: immerhin pustet der Kühler (Ventilator) die Warmluft ja an den Zylindern vorbei, also kommt auch im Stand schön viel Warmluft aus der Düse. Heute bin ich offen gefahren, Dach nach Hinten gerollt, Baskenmütze, Schal, Handschuhe, Wanderschuhe, dicken Pulli, dicke Jacke, prima! Dazu Sonne von oben.