Re: Teil 2: Dottores, und solche, die es werden wollen (TTT-Technik, Tipps und Tricks)
Als Antwort auf: Teil 2: Dottores, und solche, die es werden wollen von Dr. Frank am 10. Oktober 2002 03:33:53:
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Ein ernstes Wort aus eigener Erfahrung vorneweg:
Physik studiert nur jemand, der absoluten Spaß (!) an der Sache hat. Man lernt Bescheidenheit und Demut, erwirbt sich vor allen Dingen absolute Beharrlichkeit (bis hin zum Masochismus) und schwört dafür vielen Dingen des Lebens ab.
Das kann ich nur bestätigen (als Planetologe hab ich zunächst mal ein Diplom in Geophysik machen "dürfen", das zumindestens bis zum Vordiplom dem Physik-Stdiengang entspricht).
Bei den Promotionsfeiern sagt einer der Dekane hier regelmäßig, dass man den Titel NICHT für Intelligenz oder eine in irgendeiner weise ausserordentliche Arbeit bekommt, sondern für seine Frustresistenz. Wer es nicht schafft, durch die "Hölle" zu gehen (die sieht dann so aus, dass sich niemand für das Thema interessiert, nichts funktioniert, jeder Ansatz scheitert, und das alles besch...bezahlt wird), wird scheitern. Und um nicht zu scheitern, muss man zumindestens selbst an den Erfolg und die Wichtigkeit glauben.
In sofern sagt der Titel dann schon was aus. Nicht, dass einer besonders klever ist, aber dass er/sie einerseits für typische Teamarbeit UNTER ANLEITUNG vermutlich zu stur ist (man hat ja gelernt, gegen den Strom zu schwimmen), andererseits aber langfristige und "hoffnungslose" Vorhaben vielleicht doch lösen kann - auch und gerade als TeamLEITER.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, rein aus Karrieregründen oder wegen vermeintlicher finanzieller Vorteile so ein akademisches Anhängsel zu erwerben -vergeßt es. Machts wie ich aus Spaß an der Freud, oder um wahrhaftig die eigene Persönlichkeitsbildung zu betreiben: Verantwortung fürs Institut, das eigene Labor und für die anvertrauten Studis und Diplomanden; Vorträge, fremdsprachliche Kommunikation...
Stimme zu 100 % zu. Genau so isses.
Nach außen hin hilft der Titel vielleicht noch ein bißchen, aber intern im Entwicklungsbereich und gerade mit den französischen und amerikanischen Kollegen, ist das "Du" Usus und viel, viel angenehmer.
Stimmt.
Karsten - Im Übrigen ist die Industrie nicht viel anders als das Institutsleben, es wird nur professioneller gespart und weniger gut improvisiert.
Ich bin nicht sicher, ob das Bild der Industrie und der Universitäten so wie es oft wiedergegeben wird stimmt. Ich habe als Projektmanager für Raumfahrtprojekte viel mit der Industrie zu tun (die als Kontraktor für uns arbeitet). Beide Seiten sind doch oft sehr erstaunt...hier mal ein paar Ausschnitte aus dem Arbeitsleben, versuch mal, sie entweder Industrie oder Universitäten zuzuordnen:
* "Langes Wochenende" (weil Donnerstags Feiertag ist)
* Meeting um 16:00? Geht nicht, dann bleibt ja nur eine STunde vor Feierabend"
* "Telekonferenz? Was ist das denn?"
* 2 Stunden Mittagspause, anschliessend erst zum Sektempfang eines Kollegen, dann ne halbe Stunde zum hauseigenen Masseur, und um 15:00 dann bereit für ein Meeting
* Sich zu einem Besuch selbst einladen, eine Stunde zu früh erscheinen und dann NULL vorbereitet sein: "Worum ging es bei Ihrem Projekt nochmal?"
* "EMail-Korrespondenz bitte in Englisch? Oops - äh - räusper..."
* "Action Item Tracking: was ist das denn?"
Tja, sind einige meiner Erlebnisse mit der Industrie...sicher nicht typisch (hoffe ich jedenfalls).
Deine Meinung zum akademischen Dasein und Habitus kann ich bis auf einen Punkt nur unterstützen.
Ich verstecke auch nicht mehr verschämt diesen Titel, (ist so eine Unsitte eben in der Industrie), gerade angesichts der grassierenden Unterdurchschnittlichkeit in diesem verrottenden Land.
Gemeint sind die ganzen hochgejubelten Veronas, die Sport-/ Show-/ und Politfuzzis, die viel zu vielen Dink's (double income - no kids) und die ganzen anderen mit unangemessen viel Geld zugestopften Totengräber dieser Gesellschaft.
Da ist was dran.
Was hat das jetzt alles mit dem Kangoo zu tun?
Nun, erstens wäre da wieder mal der reine Spaß - diesmal am Kangoo - zu nennen, als Anti-Protzmittel sozusagen.
Und zweitens der Kangoo als Vernunftauto (mit der allseits gütigen Erlaubnis, trotzdem mal unvernünftig 190 zu fahren) anstelle eines Autos als Statussysmbol; das ist m.E. der Grund, warum "verkopfte" Leute (mit oder ohne T.) sich sowas kaufen.
Da ist sicher auch was dran. Zumindestens war das bei mir EIN Kaufgrund.
Grüße,
Karsten
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