Hallo Martin,
für mich sind Nationalsymbole wie Fahnen und Hymnen ohnehin ein Gräuel.
Da, wo andere Leute "patriotische" (= nationale oder nationalistische) Gefühle haben, gähnt bei mir ein großes weites Loch. Deshalb freue ich mich auch immer, wenn die deutsche Manschaft (gegen wen auch immer und am besten so früh wie möglich) rausfliegt, dann is endlich a Ruah im nationalen Affenstall, wie der Bayer zu sagen pflegt und den arroganten Deutschen ist endlich das Maul gestopft. Mich stört auch gewaltig das von Beule schon angesprochene besoffene "Wir-Gefühl". Nicht "wir" gewinnen oder verlieren, sondern irgendwelche Nasen, die über'n Platz wetzen und nach dem Ball treten und mit denjenigen deutscher Staatsangehörigkeit habe ich ebensowenig zu schaffen wie mit denen anderer Länder.
Besonders stört mich die jetzt überall sichtbare deutsche Beflaggung, weil mir der deutsche "Patriotismus" naturgemäß als Deutscher am allerwiderwärtigsten ist. Wäre ich Türke oder Spanier, würde mich wahrscheinlich der türkische oder spanische Nationalismus am meisten ankotzen. Jeder muß vor seiner eigenen Tür kehren. Wenn ich schon wieder sehe, wie eine bekannte deutsche Boulevardzeitung (um nicht zu sagen: Schmierblatt) getitelt hat "Am Mittwoch weinen alle Türken", dann wünsche ich mir erst recht, daß sie am Ende lachen.
Was mir aber, wenn es denn schon Flaggen sein müssen, an Deiner Lösung gut gefällt, ist, daß Du dann mit beiden Fahnen herumfährst, was ja den Patriotismus oder Nationalismus nun wieder ironisch konterkariert und ad absurdum führt.
Ich bin für die Siege von Außenseitern statt selbsternannter arroganter und von sich 200%ig überzeugter Favoriten, und deshalb wünsche ich mir ein Endspiel Rußland gegen Türkei. Die Russen, die gegen die bis dahin so extrem starken Niederlande so hervorragend gepielt haben, hätten m: E. den EM-Sieg am ehesten verdient.
Liebe Grüße,
Thomas