KangooLogo
Aktuelles / News ] [ Forum ] [ Wiki ] [ Galerie ] Kleinanzeigen ]
Impressum ] [  Hilfe und Infos  ]


Re: Chiptuning - lieber nicht. (TTT-Technik, Tipps und Tricks)

Bimboo, (vor 8258 Tagen) @ Thomas


Als Antwort auf: Chiptuning von Thomas am 11. Februar 2003 22:24:29:

x1/14847.htm
Hi Thomas (und andere Chiptuning-Interessierte),

Chiptuning kann die Mehrleistung nur durch ein Mittel erreichen: Mehr Kraftstoff einspritzen. Und hat dazu nur zwei Möglichkeiten: Entweder Einspritzdauer verlängern, oder Einspritzdruck erhöhen.

Durch die Mehrmenge an eingespritztem Kraftstoff kann effektiv kein Minderverbrauch erreicht werden, Chiptuning sorgt also unterm Strich <i>immer</i> für Mehrleistung. In verschiedenen Teillastbereichen kann dieser Mehrverbrauch allerdings so gering sein und unter der subjektiven Leistungssteigerung total an Bedeutung verlieren.

Aber (!!!):
- Längere Einspritzung bedeutet total andere thermische Vorgänge während der Verbrennung. Das tut keinem Motor gut.
- Mehr Einspritzmenge wirkt sich auch direkt auf die Verbrennungs- und Abgastemperatur aus.
- Erhöhung des Systemdrucks bedeutet, die Sicherheitsreserven eines Hochdrucksystems bewußt zu überfahren. Und damit in Kauf nehmen, daß einzelne Druckspitzen den Berstdruck verschiedener Hochdruckkomponenten erreichen oder überschreiten. (Die Druckspitzen sind nicht reproduzierbar - es weiß keiner wann, warum und wie sie auftreten, und wie hoch sie wirklich sind.)

Kurz und bündig: Die Sicherheitsreserven, die bei der Systemauslegung nicht ohne Grund vorgeschrieben sind und eingehalten werden, werden bewußt ignoriert. Ein chipgetunter Motor stellt damit immer ein deutlich erhöhtes Ausfallrisiko dar, plus die Komponente des Verletzungsrisikos (Kraftstoff, der mit 2000 bar aus einem Leck austritt, hat die Wirkung von Wasserstrahlschneiden!)

Aus diesem Grund kann ich nur generell und absolut abraten von Chiptuning-Maßnahmen. Und ich gehe mit großer Gewißheit davon aus, daß der Segen von Hersteller oder TÜV auf offiziellem, korrektem Weg nicht zu erhalten ist.

Ist eh auch die Frage, wie man sich das so vorstellt: Die Hersteller haben selbst ein natürliches, wirtschaftliches Interesse daran, ihre Systeme mit maximaler Leistung bei minimalem Verbrauch anzubieten. Ein Kennfeld, das diese Kriterien <i>und</i> die geltenden Sicherheitsbestimmungen erfüllt, benötigt mehrere Monate Entwicklungszeit und mehrere Millionen Euro Budget. Wer glaubt da allen Ernstes, daß irgend eine kleine Klitsche einen Chip entwickeln könnte, der da dem Systemhersteller überlegen ist?

Jaja, ich weiß. Es gibt so viele die schon X-tausend km mit Chiptuning gefahren sind. Da kann ich nur sagen: Hummeleffekt! (Rein physikalisch kann die Hummel gar nicht fliegen - sie weiß es aber nicht und fliegt lustig von Blüte zu Blüte). Und sich darauf weiterhin zu verlassen ist Fatalismus in Reinkultur.

Noch ein Erlebnisbericht zum Abschluß: Ein Kollege wurde von einem Leckstrahl getroffen, der mit "nur" 600bar aus einer gerissenen Hochdruckleitung kam. Und obwohl nur Streifschuß am Bauch, war der Kollege mehrere Wochen außer Gefecht. Ein direkter Treffer hätte die Bauchdecke durchschossen, was mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tödlich ausgegangen wäre. <b>Und das bei nur 600 bar!</b>
Jetzt stellt euch mal vor, was bei 2000 bar passiert? Nur zur Info: Der dCi hat ein Systemdruck von 1600 bar, die Druckspitzen dürften dann in Größenordnungen 2000 bar liegen. Liegt noch unterhalb der Sicherheitsreserve von 2200 bar. Bei Systemdruck-Anhebung durch Chiptuning auf 1800 bar erreichen Druckspitzen die Größenordnung von 2300 bar. Zwar immer nur Bruchteile von Sekunden lang - aber wer weiß wie sich das auf Dauer auswirkt?

Ich hoffe, damit der reinen Spritspar- und Leistungssteigerungsgier einen vernünftigen Gegenpol gesetzt zu haben.
x1/14847.htm


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion