Re: Turbo abtouren (TTT-Technik, Tipps und Tricks)
Als Antwort auf: Turbo abtouren von Stammposter Thomas am 20. April 2003 19:52:31:
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Hi Bimboo,
kannst Du die Erkenntnisse übner Abtouren eines Turbo allgemeinverständlich in geraffter Form wiedergeben? Würde mich auch interessieren.
Ich kann's mal probieren <img src=http://bilder.parsimony.net/smilies/smile.gif alt=smile>
Der Turbo (eigentlich "Abgas-Turbinenlader" ist ein "Schaufelrad", das auf der einen Seite vom Abgasstrom angeschoben wird und auf der anderen Seite Frischluft vorverdichtet in den Brennraum schiebt. Der Antrieb erfolgt dabei nur vom Abgasstrom, und der kann je nach Motor-Drehzahl und Abgasdruck sehr stark sein. Der Turbo bekommt so bei Vollast mehrere zigtausend bis hunderttausend Umdrehungen drauf (meines Wissens sind die VW-Turbodiesel aus den 80er Jahren Rekordhalter mit bis zu 470000 Umdrehungen).
So eine Drehzahl macht kein Kugel- oder Rollenlager mit, deswegen sind die Turbinen "schwimmend" gelagert: Die Turbinenwelle steckt in Lagerbuchsen, und dazwischen wird Motoröl gepumpt. Damit dreht sich die Turbinenwelle auf einem Ölpolster und nicht direkt auf dem Lagermaterial der Buchse.
Wenn jetzt der Turbolader satte Drehzahl drauf hat, braucht das auch eine kleine Weile bis sich die Drehzahl abgebaut hat. Und so lang <i>muß</i> der Motor im Leerlauf weitertuckern. Denn die Schmierölpumpe ist mechanisch an den Motor gekoppelt, und wenn der Motor abgestellt wird, bricht der Öldruck zusammen. Und damit auch die Schmierung in den schwimmenden Lagern, also auch beim Turbolader. Hat der dann noch zu hohe Drehzahlen drauf, dreht sich die Turbo-Welle "trocken" in der Lagerbuchse und schwimmt nicht mehr auf einem Ölkissen.
"Bestenfalls" (und wahrscheinlichstenfalls) ist dadurch der Verschleiß höher, das Lagerspiel wird größer, und es kann durchs Turbolager Öl in den Auspuff- bzw. Ansaugtrakt kommen. Das Öl kann dann im Ladeluftkühler verkoken, kann das Abgasregelventil zur Verzweiflung bringen etc.
Schlimmstenfalls frißt das Turbolager, oder durch die hohe Reibungshitze bekommen Lager oder Turbowelle Risse. Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich und auch erst recht selten vorgekommen, aber durch diese Risse bedingt kann's einen Turbo richtig zerlegen. Macht eine üble Sauerei im Motorraum... Wahrscheinlicher ist, daß der Turbo gar nicht mehr richtig arbeiten kann und der Defekt wegen der mangelnden Leistung (und hohem Ölverbrauch) auffällt.
Ich hab bisher - auch nach längeren Autobahnfahrten - an der Tanke immer gleich dem Motor abgestellt; das war wohl ein Fehler?! Passiert ist aber zum Glück noch nichts.
Nun ja, erhöhten Verschleiß bekommt man erst dann mit, wenn's zu spät ist.
Ich hab' immer so etwa 10 Sekunden nachdieseln lassen, aber seitdem ich die Kia-Tabelle gelesen habe überdenke ich das nochmal.
Eins zu eins übertragbar ist das sicher nicht, aber als Orientierung hilft's vielleicht.
Kia sagt:
- Im Stadtverkehr kein Nachlaufen lassen erforderlich.
- Bis 80 km/h ca. 20 Sekunden
- Über 80 km/h ca. 1 Minute
- Über 100km/h oder nach starker Motorlast (Anhängerbetrieb, Paßfahrten) ca. 2 Minuten
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