Als Antwort auf: Re: Qualität in der Automobilindustrie und "Deutsche Autos" von Dr. Frank am 19. September 2002 01:49:14:
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Hi, und erst mal danke für die Hintergründe, was Qualität angeht. Das meiste bestätigt und erklärt ja das, was ich gesagt hab, denke ich.
Interessant ist die Aussage, dass die duetschen Hersteller am innovativsten sind und am ehesten neue Technologien verwenden, und daher auch öfter mal Probleme haben. Mag stimmen!
Noch ein Gedanke: wenn ich mir Golf-Fahrer (zumindestens die mit den schwarzen Golfs), TDI Fahrer (egal ob Audioder VW) oder BMW Fahrer angucke, scheinen die ein anderes Verhältnis zum Auto zu haben als der typische Japaner-Fahrer. Während letzterer möglichst zuverlässig von A nach B will, ist ersterer ein Auto-Narr und sehr kritisch, ausserdem hetzt er sein Auto ganz gern mal ein wenig (ich versuche hier diplomatisch hässliche Wörter wie "heizen, quälen" zu vermeiden). Das mag erklären, warum die deutschen Autos Probleme mit der Zuverlässigkeit haben und warum die deutschen Hersteller erstaunlich unzufriedene Kunden haben (die sind vielleicht pingeliger?).
Dafür spricht auch, dass die eigentlich baugleichen und vom selben Band laufenden Seats BESSER abschneiden als die Pendants von VW. Selstsam allerdings, dass dennoch viele VW für das Mass der Dinge halten.
Analog würden die Liebhaber französischer Autos eher den praktischen Wert und den "Charme" eines Autos honorieren und Verarbeitungsmängel verzeihen?
In solchen ignoranten Blättchen wie dem ADAC Magazin wird viel von "Schlamperei" gesprochen, gerade anläßlich Zuverlässigkeits-Tests. (Die Jungs haben wirklich kaum Ahnung von Technik)
Naja, der ADAC mag oder mag nicht Technik-Kundig sein. Aber das ist für die zentrale Aussage auch ganz wurscht, finde ich. Die Mängel und Probleme sachlich zu ERKLÄREN und zu VERSTEHEN, so wie wir das hier diskutieren, mag für uns von akademischen Interesse sein. Das ändert aber nichts an den Fakten an sich. Die ADAC-Statistik und die TÜV Statistik sammeln Fakten, und die umfangreichen Umfragen sammeln Meinungen und Erfahrungen. In allen drei Quellen schneiden die deutschen Hersteller bemerkenswert schlecht ab - erst recht gemessen an der sonstigen Wertschätzung. Und den meisten Kunden dürften die GRÜNDE für das abschneiden wurscht sein.
In Deiner Beschreibung zu Renault´s Einstellung zu Autos sehe ich viel Wahrheit. Anstatt sich um 12 und 16 Zylinder-Motoren in W-Anordnung zu kümmern, oder eine Klima-Anlage zu entwickeln, die durch die Armaturenbrett-Bespannung zugfrei pustet (und in einem 2.2 t Auto mit 5 m Länge arbeitet), baut man einfach "Autos zum Leben" (dieser Spruch gefällt mir besser als der "Createurs...". Es ist kein Zufall, dass Renault zahlreiche Automobil-Klassen erfunden hat (die teilweise in Deutschland immer noch kein Pendant haben, teilweise erst spät aufgenommen wurden):
* R4 (Kleinwagen mit 5 Türen, Frontantrieb, Kombi-Heck,...)
* R16 (Mittelklasse-Limo mit 5 Gängen und Heckklappe/Fliessheck, im R20, R30 und R25 fortgeführt
* ESPACE
* Twingo
* Scenic
* Avantime
Den Kangoo (oder die Kangoo-Klasse) hat vielleicht doch Citroen erfunden (zumindestens kamen die zuerst auf die Idee, den Berlingo an ganz normale Leute und nicht nur an Handwerker zu verkaufen), aber der passt ins Renault-Bild.
Überrascht war ich (und meine Bekannten), dass der Kangoo nicht die primitive Blechbüchse mit Hang zum Praktischen ist, für den ich ihn zuerst gehalten habe. Seiten-Airbags (adaptiv), Bremsassistent, el. verstellbare und heizbare Aussenspiegel, Klima,...da denkt man doch erst mal an mindestens gehobene Mittelklasse.
So, Schluss für heute, aber macht Spass, so rumzulabern...
Karsten
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