Erdgas Kangoo CNG

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Thomas Miehler schreibt:

Ein Förster, sein Auto und alternative Treibstoffe

Ich bin Förster der Bayerischen Staatsforsten im Naturpark Westliche Wälder, mit eineinhalb Revieren nahe Augsburg. Hier treffe ich ständig auf eine hohe Zahl an Waldbesuchern, die vorsichtig gesagt, etwas ungnädig damit umgehen, dass jetzt jemand an ihnen vorbeifährt.

Ich muss mein eigenes Auto gegen eine Kilometerentschädigung meinem Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Daher kommt auch der Wirtschaftlichkeit, neben der Umweltschonung ein hoher Stellenwert zu. Wir im Wald Beschäftigten verspüren die Veränderungen der Natur durch den klimatischen Wandel, bedingt durch die vom Menschen verursachten Schadstoffe, als Erste.

Man denke nur an die Stürme Vivian und Wiebke, oder Lothar, und die immer häufigeren Starkregen-Ereignisse. Dies erfordert oft eine berufliche Präsenz im Wald, besonders wenn die Forstwege durch herab gerissene Äste bedeckt sind, oder vom Regen tiefe Furchen in den sand- gebundenen Forstwegen gerissen sind.

Nach über 100 000 km mit meinem monovalenten Erdgasfahrzeug, stand ich erneut vor der Wahl eines Autos. Und diesmal sollte es ein Allradfahrzeug sein.

Nun gibt es entweder Fahrzeuge mit Benzinbetrieb, die besonders im Wald durch sehr hohen Verbrauch auffallen, oder laute Dieselfahrzeuge, die durch hohe Stockoxidwerte zu den Waldschäden mit beitragen. Denn: Ein Euro 4 Diesel darf mehrfach Stickoxide emittieren, als ein Euro 4 Benziner!

Unter den serienmäßigen Autos gab es also keine Alternative.

Als Basis-Auto kam nach langer Überlegung ein Kangoo Allrad in Frage, Grundpreis Version Limited Benziner 18900 € plus ÜF, und die Gesamtkonzeption des Autos für mich sehr interessant war:

Ich musste mich nun entscheiden, welchen Kraftstoff ich einsetzen will:

Alternative Kraftstoffe, hier Pflanzenöl, Flüssiggas und Erdgas kamen in Frage, die man allerdings neben ihrer Wirtschaftlichkeit, auch hinsichtlich ihrer vor- und nach gelagerten Prozessketten betrachten muss.

Flüssiggas scheidet beim Kangoo Allrad aus, da ich keinen Platzverlust im Kofferraum hinnehmen wollte.

Es blieben also Pflanzenöl (PÖL) und Erdgas (CNG).

Pflanzenöl (PÖL) fällt dadurch auf, dass es bestehend aus einem nachwachsenden Rohstoff, CO2 vermeiden hilft.

Hier muss allerdings beachtet werden, dass nahezu jedes Pflanzenöl auf Raps-Anbau fußt, (aktuell rund 1,4 Mio. Hektar Rapsanbaufläche in Deutschland).

Wenn man hier die vor gelagerten Prozessketten genauer betrachtet, findet man Stickoxide, Pestizide, Lachgasemissionen aus Düngung und Transportemissionen.

Basismotor muss hier ein „lauter“ Diesel sein, die modernen Einspritzsysteme der neueren Dieselmotoren machen aber Probleme, Euro 4 ist fast nicht möglich, und man muss sehr häufig (ca. alle 15000 km) das Motorenöl wechseln.

Ein Zwei-Tanksystem mit eigenem, zweiten Tankstutzen, das Kofferraumplatz benötigt, ist notwendig, und die Umrüstkosten für ein vernünftig funktionierendes System liegen über 3000 €. Zudem muss mit Diesel angefahren und mit Diesel nachgespült werden. Es muss vor allem immer eine Erwärmung des PÖL stattfinden.

Es gibt heute in Deutschland ca. 200 Ölmühlen, das Tankstellennetz ist jedoch noch sehr dünn. Es wäre also ein lauter, alter Diesel, am besten einer mit Euro 2 als Basis notwendig gewesen. Zudem verträgt sich beim aktuellen Kangoo 4x4 Diesel (mit Euro 3/D4) die Einspritzpumpe nicht mit PÖL.

Wie stand es nun mit Erdgas?

Hier ist interessant, dass Biogas in den Startlöchern steht, dass Erdgas ersetzen kann.

Die Emissionen in der Herstellungs- und Transportkette sind äußerst gering. Die Leitungen sind sehr dicht, untermauert werden diese Werte einmal durch eine Studie der Zeitschrift „Nature“, die zum Ergebnis kommt, dass, also der Faktor „geringste Transportemissionen“ zutrifft, und einer Untersuchung des TÜV Saarland.

Hier wird festgestellt, dass Erdgas, verglichen mit den Alternativen Benzin, Diesel und Flüssiggas LPG, die geringsten Treibhauseffekt hat, unter Einbeziehung der vor- gelagerten Prozessketten, genannt Tank to Wheel (TTW).

Bei einer mittleren Leistung eines PKW von 77,4 kW hat:

Erdgas CNG(EU-Mix)

  • 149 g/km CO2 Emission
  • - 6 % auf den Dieselwert

Diesel

  • 159 g/km CO2 Emission

Flüssiggas LPG

  • 163 g/km CO2 Emission
  • + 2 % auf den Dieselwert

Benzin

  • 183 g/km CO2 Emission
  • + 15 % auf den Dieselwert

Hinzu kommt, dass Benzol, Blei, Russpartikel vollständig fehlen, Stickoxide zu mehr als 90 % vermieden werden und die 130 Oktan von Erdgas einen 1,3 fach geringeren Verbrauch zum vergleichbaren Diesel und 1,5 fach weniger zum Benziner bedeuten.

Auch im Hinblick auf die Mineralölsteuer, auch in der Zukunft, ist ein möglichst geringer Verbrauch von Vorteil, da hier zukünftig die CO2 Emissionen maßgeblich sein werden.

Die in den europäischen Normen ECE R 110 und ECE R 115 verfassten Regeln für den Bau eines Erdgasfahrzeugs sorgen zudem für die Einhaltung hoher Sicherheitsnormen und werden in Europa anerkannt.

Zudem ist ein mit Erdgas betriebener Motor deutlich leiser und ermöglicht mit Hilfe eines Trabold-Filters einen vollständigen Verzicht auf einen Ölwechsel, da keine problematischen Kraftstoffbestandteile ins Öl gelangen können.

Schon vor 7 Jahren, bei meinem ersten Förster-Projektfahrzeug auf Basis eines VW Caddy Family, war klar, dass Erdgas der Treibstoff mit den wenigsten Schadstoffen und den besten Verbrauchseigenschaften ist.

Hier wurde auch auf 100 000 km in fünf Jahren der Einbau von leichten Composit-Druckbehältern im Dach intensiv getestet und für sicher und sinnvoll befunden.

Diese Technik der Unterbringung der Druckbehälter wurde daher auch im Kangoo 4x4 CNG übernommen.

Summa Summarum komme ich um einen Erdgasantrieb nicht herum, besonders da hier ein nachwachsender Rohstoff, das Biogas kommt. Bezogen auf den möglichen Energiegehalt eines Hektars landwirtschaftlicher Nutzung, kann man 4-5mal mehr Biogas „ernten“ als Biodiesel oder Pflanzenöl.

Die Schweiz und Schweden machen es bereits vor, Deutschland wird hier nachziehen. Erdgas kann problemlos mit Biogas ergänzt, bzw. substituiert werden, die Kohlendioxid-Emissionen können so gegenüber Diesel und Benzin um weit mehr als 50 % vermieden werden. Es ist sogar getestet worden, Wasserstoff mit Erdgas zu mischen, der übrigens hier in Deutschland nur aus Erdgas auf chemischem Weg gewonnen wird.

Das hier vorgestellte Projektfahrzeug Renault Kangoo 4x4 CNG ist mit dem Benzinmotor eine gute Basis für die bivalente Erdgasanlage und bietet zudem einen sinnvollen, permanenten Allradantrieb.

Auch die für den Forstbetrieb wichtigen Faktoren gefallen. Gute Traktion, permanenter Allrad (von Nissan gebaut!), 20 cm Bodenfreiheit, kompakte Außenmaße, guter Schutz gegen Verschmutzung, seitliche Rammleisten, sehr viel Platz im Innenraum, Schiebetüren hinten seitlich, vorne und hinten schwarze Plastikstoßstangen, Unterfahrschutz und gute Beurteilungen im Vergleich zu anderen Allrad-Fahrzeugen in den Tests verschiedener Automobilzeitschriften.

Hinzu kommen moderate Preise bei lang gestreckten Serviceintervallen, und günstige Versicherungseinstufungen. Auch kann man den Innenraum mit einem Gummiboden aus dem Renault Zubehör ausstatten, der deutlich leichter zu reinigen ist, als der Schmutz anziehende Teppichboden in anderen Autos.

Ein Erdgasantrieb ist jedoch nur sinnvoll, wenn man auch eine gewisse Reichweite erzielen kann, als Maßstab galt bei diesem Projekt der Fiat Multipla Bipower, der mit 163 L Wasservolumen in seinen Erdgasdrucktanks das größte Volumen aller in Europa angebotenen Erdgasfahrzeuge hat.

Der Renault Kangoo 4x4 bietet mit seinen 100 kg zulässiger Dachlast und seinem hohen Dach, die ideale Möglichkeit, moderne, sehr leichte Kunststoffdruckbehälter in den ungenützten Dachraum einzubauen. Damit ist die bei Erdgasfahrzeugen problematische Unterbringung der voluminösen, aber sehr sicheren Erdgasdruckbehälter, hier elegant und sicher gelöst.

Im Projektfahrzeug Renault Kangoo 4x4 CNG wurden zwei Erdgasdruckbehälter mit einem Wasservolumen von zusammen 160 L crash-sicher eingebaut, die Fahrzeugstruktur verstärkt, und alle TÜV Normen übererfüllt.

Erste Tankversuche bestätigen mehr als 25 Kg Erdgaskapazität. Damit ist eine Reichweite von über 400 km möglich.

Das Fahrzeug hat die EURO 4 in beiden Treibstoffvarianten, kostet aktuell 108 € Steuer im Jahr und wird unter 6 € je 100 km Treibstoffkosten im Gasbetrieb verursachen.

Plus nie mehr Ölwechsel!

Alle Teile der Erdgasanlage erfüllen die ECE R 110, das Gesamtpaket kann nach ECE R 115 abgenommen werden. Das bedeutet 10 Jahre Prüffrist der Behälter und normale, problemlose TÜV Hauptuntersuchung als bivalentes Erdgasfahrzeug.


In den Angaben zur Zulassungsbescheinigung, die den bisherigen Fahrzeugbrief ersetzen steht:

  • Feld P.3: Benzin/komp. Erdgas
  • Feld 10: 0007
  • Feld 14: Euro 4
  • Feld 14.1: 0462


Die am Bau beteiligten Firma Erdgasfahrzeuge Schoch, die den Vertrieb übernimmt, ist ein zertifizierter Betrieb, anerkannt vom Trägerkreis Erdgasfahrzeuge und kann empfohlen werden.

Nähere Informationen zu Preis, Garantieleistungen, Zubehör, Praxis Erfahrungen und Verbrauchs- und Leistungsdaten Link entfernt, da Erdgas Schoch nicht mehr existiert.

Eine Nachrüstung von vorhandenen Kangoo 4x4 Benzinern, ist nicht möglich.

Als Käufer bei Erdgasfahrzuege Schoch bekommt man 2 Jahre Garantie, dazu eine mögliche Garantieverlängerung darüber hinaus, und kann man vom Preis 2500 € abziehen, denn Hr. Schoch zahlt beim Rückkauf dieses Autos als Gebrauchtwagen 2500 € über Schwacke-Wert für die Gasanlage.

Ergänzung März 2007: Die Fa. Erdgas-Schoch gibt es nicht mehr. Dafür gibt es aber von Renault Kangoo CNG in einer bivalenten Erdgas-Variante.

Bilder von dem Schoch Kangoo

http://home.arcor.de/mykangoo/w/erdgas1.jpg
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