Hallo Lotti,
Deine Begeisterung für den Bremsbacken-Nachsteller kann ich nicht teilen. Ich zähle mal alles auf, was ich daran schlecht finde:
- Ich habe bei der Reparatur nicht zwei Helfer zur Hand, die ihr Ohr auf die hinteren Bremstrommeln pressen.
- Solch eine filigrane Technik funktioniert doch nur die ersten 200 000 Kilometer einigermaßen zuverlässig! Dann machen Rost, Staub, Rostkrümel, Hitze usw. der Nachstellung einen Strich durch die Rechnung.
- Bei längerer Funktion der Nachsteller arbeiten sich die Belege so in die Trommel, dass das Abzieben der Trommel kaum möglich ist. Ein Zurückstellen zur Demontage scheint mir aber nicht vorgesehen zu sein. Ich habe versucht, durch ein Radschraubenloch die Sperrklinke zurückzudrücken, um die gezahnte Mutter zu drehen... man kommt da aber nicht ran. Also musste ich mit grober Gewalt die Trommel anzieben und dabei einen Belagbefestigungsanker durch die Blechscheibe (die man sonst erst um 90° dreht) reißen.
Klar: Wenn ich jedesmal *a*l*l*e*s* neu kaufe, ist die Reparatur natürlich einfach... das kann jeder. Die Kunst ist doch, nur die erforderlichen Sachen zu tauschen! Bei 350 000 km habe ich "auf Verdacht" neue Trommeln und Belege spendiert und mich hinterher geärgert, dass das gar nicht erforderlich war.
Mein Vorgehen mit diesen Nachstellern ist das folgende:
1. Ich säubere die Nachsteller gründlich und prüfe, ob die Nachstellung "eigentlich" funktioniert.
2. Ich entferne an den Bremstrommeln die zylindrische Fläche, die soweit innen liegt, dass sie die Belege nicht berührt. Dadurch hat auch eine benutzte Trommel dann überall den gleichen Innendurchmesser.
3. Ich schraube den Versteller soweit auseinander, dass die Trommel gerade noch montiertbar ist.
4. Ich überprüfe, ob beide Trommeln bei leicht betätigter Bremse (Handbremse) gleichzeitig zu schleifen und zu blockieren beginnen.
5. Ggf verändere ich einen Nachsteller (bevorzugt in Richtung "strammer" )oder ich suche nach weiteren Fehlerquellen.
Dieses mal war es besonders heikel. Auf dem Prüfstand bei der Hauptuntersuchung konnte man sehen, dass beide Seite wunderbar gleichzeitig anfingen zu wirken, schön parallel weiterliefen und dann blieb der Zeiger für das linke Hinterrad stehen und das rechte konnte noch viel mehr. (Sowohl bei der Betriebsbremse wie auch bei der Handbremse)
Nach der Ursache habe ich wirklich lange gesucht. Zuerst dachte ich, dass die Belege nicht mehr richtig auf der Grundplatte gleiten. Also habe ich alles schön blank gemacht und Kupferpaste (in homäopatischer Menge natürlich...)aufgetragen.
Der nächste Prüfstandsversuch brachte keine Besserung.
Dann habe ich, weil mir auch echt nix mehr einfiel, nochmal die linke Bremsanlage zerlegt, nochmal gereinigt, alles ganz genau beguckt und dann habe ich die Ursache gefunden: Unterhalb des Achsstummels (wo man eigentlich nicht hingucken kann, weil die Augen immer höher sind)war ein kleiner unscheinbarer schwarzer Plastikschnipsel. Dieser Schnipsel befand sich zwischen Radlagerinnenring und der Anlagefäche. Wenn man nun die große Zentralmutter anzieht, ergibt sich ein minimaler Winkelfehler, der zu einem Schiefstand der Trommel führt. Plastikschnipsel entfernt, alles zusammengebaut, zur Nachuntersuchung - alles gut.
Wo kam der Schnipsel her? Vielleicht von einem alten Radlagerdichtring, es war echt nicht mehr zu erkennen.
Gruß, Stefan